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Es ist Zeit ...

 

für warme Herzen.

 

 

Bei uns ist es warm. Für andere ist es

 

die Zeit der Kälte.

 

 

Ein Mann um die 60 mit zerschlissener Kleidung steht Anfang Dezember vor dem Lidl in Meißen. Er bettelt. Wir schaffen unser Leergut weg und ziehen den Pfandbon: immerhin 4,50 Euro.

 

Ich sage zu meinem Bekannten:  «Sei so lieb und gib diesen Zettel dem Mann dort» und zeige auf den Bettelnden. Mein Begleiter sieht mich zunächst stutzig an, fängt sich aber schnell und tut, um was ich ihn bat. Der Mann bedankt sich freudig. Wir gehen zum Einkauf in den Discounter.

 

Was wir dann sehen, lassen meinem Bekannten und mir die Tränen in die Augen treiben. Was geschieht? Der Mann kauft einen Strauß Blumen. Nichts weiter liegt in seinem Korb. Behutsam legt er den geschenkten Bon auf das Fliesband. Die Kassiererin sagt schmunzelnd etwas zu ihm und er nickt lächelnd, beinahe verstohlen.

 

Wer von Euch dachte jetzt: «Was soll er schon gekauft haben? Alkohol natürlich».

 

 

Eine andere Geschichte, nicht lange zuvor. Wieder ein Bettler, diesmal vor dem EDEKA in Meißen. Ich sehe zu ihm und stelle fest, ihn schon oft aus dem Auto heraus gesehen zu haben.

 

 «Ich würde ihm ja was geben. Aber der kauft sich sowieso nur Alkohol - ich kenne ihn!», sagt eine Frau vor dem Discounter in Meißen zu mir.

 

«Ich kenne ihn nicht. Ich sehe ihn hin und wieder. Er hält dieses Leben, das er sich bestimmt auch mal anders vorgestellt hat, ohne Alkohol eben nicht mehr aus. Verständlich, bei der Kälte, oder nicht?» Die Frau sah mich mit großen Augen an und meinte: «Darüber muss ich nachdenken.» Sie wollte darüber nachdenken!

 

Ich bin glücklich über  Menschen, die sich damit auseinandersetzen - und meine das nicht im Geringsten sarkastisch.

 

 

 

Es ist mir egal, WIE es dazu kam, dass Menschen so arm sind, betteln zu müssen. Es IST Armut.

Punkt.

 

 

Es mag jeder seine Meinung dazu haben, doch ich bitte darum, aus einer Meinung heraus kein «Urteil» zu fällen!

 

 

Denkt. Empfindet. Urteilt nicht.

 

 

Ich schreibe bewusst nichts von «Schuld» oder der Verantwortung der PolitikerInnen (es würde endlos werden), sondern über Menschlichkeit, Empathie, HerzensBildung!

 

 

 Kommt Liebe im Armengewand einher, ist keine Spende zu groß. (S. Kling/ZEITenLOS)

 

 

Wir haben ein Brötchen oder einen Kaffee übrig, oder? Auch über ein paar Minütchen Zeit freuen sich Menschen, denen kaum noch einer ein Lächeln schenkt.

 

Ich danke Euch herzlich für Eure Aufmerksamkeit.

 

FAKT ist:

 

Der Paritätische Armutsbericht 2020. Mit 15,9 Prozent hat die Armutsquote in Deutschland einen historischen Wert erreicht. Es ist die größte gemessene Armut seit der Wiedervereinigung. Über 13 Millionen Menschen sind betroffen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Angela Niemiec (Donnerstag, 16 Dezember 2021 17:25)

    Liebe Sylvia,
    schön dass es so Menschen wie dich gibt. Deine wahre Geschichte hat mich sehr berührt. Einmal, weil ich ähnlich ticke und zum anderen, weil du es wunderbar in Worte gepackt hast.
    Danke dafür. ❤️